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25 Jahre Zusammenschluss mit der IG Metall

Vor 25 Jahren endete die Geschichte selbstständiger Gewerkschaften für die Textil- und Bekleidungsbranchen in Deutschland. 106 Jahre nach der Gründung des Deutschen Textilarbeiterverbandes im thüringischen Pößneck beschlossen am 30. September 1997 die 202 Delegierten der Gewerkschaft Textil-Bekleidung (GTB) die Auflösung ihrer Organisation.

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Nach hunderttausendfachen Arbeitsplatzverlusten aufgrund von Produktionsverlagerungen in Länder mit niedrigen Lohn- und Sozialstandards war die organisatorische und finanzielle Basis für eine eigenständige Gewerkschaft mehr und mehr gefährdet. Um auch für die Zukunft eine gewerkschaftliche Vertretung der Beschäftigten im Textil-Bekleidungssektor zu gewährleisten, hatten die Führungsgremien der Organisation beschlossen, rechtzeitig zu handeln bevor eine mögliche Finanzknappheit sie in eine Zwangslage führen würde.

Titelbild des Mitgliedermagazins der GTB, Oktober 1997

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Die Gewerkschaft Textil-Bekleidung
1949-1998

Die Textil- und Bekleidungsindustrie war nach Kriegsende die größte Konsumgüterbranche und die erste Industrie, die ihre Produktion in Länder mit niedrigen Lohn- und Sozialstandards verlagerte.

Trotz dieser Herausforderungen organisierte die Gewerkschaft Textil-Bekleidung über 49 Jahre hinweg erfolgreich ihre mehrheitlich weiblichen Beschäftigten.

Peter Donath und Annette Szegfü dokumentieren erstmals, wie es der Gewerkschaft unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen gelang, Tarifverträge mit eigenen Akzenten durchzusetzen und gleichzeitig zur anerkannten Sprecherin ›ihrer‹ Branchen zu werden.

Über "Wir machen Stoff"

Am 27. Juni 1996 war es soweit: Der Hauptvorstand der Gewerkschaft Textil-Bekleidung (GTB) beschloss, die Auflösung der eigenen Organisation in die Wege zu leiten und die Interessenvertretung der Beschäftigten in der Textil- und Bekleidungsherstellung in die Hände der IG Metall zu legen.

Das Textilgewerbe war ein Pionier der ersten industriellen Revolution. In ihren Fabriken arbeiteten Frauen und Männer nun nicht mehr an Spinnrädern und Webstühlen, sondern an Spinn- und Webmaschinen. 

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Nur langsam setzte sich bei den Arbeitenden die Erkenntnis durch, dass sie sich zusammenschließen müssen, um ein Gegengewicht zu den Unternehmern zu entwickeln. 1869 wurde so die erste über lokale Zusammenschlüsse hinausgehende Gewerkschaft gegründet. Mit der Auflösung der GTB endete nach 129 Jahren die Geschichte der eigenständigen Gewerkschaft und seit 1998 vertritt die IG Metall nun auch die Interessen der Beschäftigten in der Textil- und Bekleidungsindustrie.

Wie kam es zur Auflösung? Fest steht: Die GTB war nicht an ihrem Unvermögen gescheitert, die Beschäftigten gewerkschaftlich zu organisieren. Auch haben die Mitglieder ihrer Gewerkschaft nicht scharenweise den Rücken gekehrt, sondern es waren ihre Arbeitsstätten, also die Textil- und Bekleidungsbetriebe, die in großer Mehrheit umgezogen sind. Die in Deutschland erhältlichen Bekleidungswaren kamen bald zu über 90 Prozent aus Ländern mit niedrigsten Lohn- und Sozialstandards, kostengünstig produziert in Staaten mit meist autoritären oder gar diktatorischen Regierungen.

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Die Abwanderung der Branchen geschah gleichwohl nicht von heute auf morgen. Sie begann bereits in der 1960er Jahren und nahm in den folgenden Jahrzehnten an Fahrt auf. Mit der deutschen Vereinigung 1990 wurde diese über 25 Jahre andauernde westdeutsche Entwicklung auch in den ostdeutschen Bundesländern innerhalb von nur zwei Jahren nachgeholt: 280.000 Arbeitsplätze wurden in diesem kurzen Zeitraum vernichtet.

  • Welche Folgen hatte diese Entwicklung für die Gewerkschaftsarbeit?

  • Wie hat die GTB-Führung mit Blick auf die Verlagerung agiert oder reagiert?

  • Wie gelang es ihr, regelmäßig Lohn- und Gehaltstarifverträge durchzusetzen?

  • Oder wurden zum Schluss nur noch Kapitulationsurkunden unterschrieben?

Diese und andere Fragen haben uns in den vergangenen Jahren sehr bewegt. Im Laufe der Recherchen sind wir auf einen großen Schatz gestoßen und waren uns schnell einig: Dieser Schatz darf nicht in Vergessenheit geraten. „Wir machen Stoff“ ist das Ergebnis und damit das erste Buch über die Geschichte der Gewerkschaft Textil-Bekleidung nach dem zweiten Weltkrieg.

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